Früchte

in Ernährung und Medizin

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Pflanzen - Arten
Gesundheitsstörungen

 

Vaccinium myrtillus L.
 
Wald - Heidelbeere / Blaubeere / Bickbeere

 

 

Botanische Merkmale


 

     

Die Wald - Heidelbeere wächst als sommergrüner, bis 0,5 m hoher Strauch in den nördlichen Gebieten der Erde in Wäldern, Mooren, auf Heiden aller Höhenlagen und alpinen Matten auf sauren Böden. Die hellgrünen, eiförmigen und spitzendigen Blätter haben eine matte Oberfläche und flache, feinzähnige Ränder. Die Blüten stehen einzeln in den Blattachseln. Ihre rötlichgrünen Kronen sind ei- oder kugelförmig. Abhängig vom Klima an ihrem Wuchsort blüht die Pflanze von April bis Juli, 2 bis 3 Monate später trägt sie reife Früchte. Das sind runde, unter 1 cm große Beeren mit dunkelblauer Schale und ebenso gefärbtem Fruchtfleisch von säuerlich - süßem, etwas zusammenziehendem Geschmack, siehe Bild links [12]. Zu weiteren botanischen Informationen sei auf andere Veröffentlichungen verwiesen [11].

 

 

Anbau der Pflanze


 

Die Entnahme wildwachsender Pflanzen aus der Natur schädigt das ohnehin angeschlagene Ökosystem Wald und birgt das Risiko eines Kontakts mit Krankheitserregern, siehe unten. Pflanzen sind im Handel erhältlich [13]. Vielleicht lassen sich auch Samen aus den Beeren zum Keimen bringen. Diese sind getrocknet in Apotheken oder im Internet - Tee - Handel erhältlich. Samen in Konserven - Beeren ist wegen deren Erhitzung nicht mehr keimfähig.

Die Wald - Heidelbeere mag lockere Böden mit pH - Werten kleiner als 5, also saurer Reaktion. Alkalischere Böden können mit Torf angesäuert werden; die Verwendung von Aluminiumsalz hierfür sollte wegen der Gefahr erhöhter Aluminium - Gehalte der Beeren unterbleiben. Zum Gießen sollte nur (Hydrogen)karbonat - armes, umgangssprachlich "kalkarmes" Wasser verwendet werden, um nicht die Bodensäuren zu neutralisieren. Zu reichliche Stickstoff - Düngung bewirkt Abnahme von Frucht - Ertrag und - Aroma und bewirkt ebenfalls eine Zunahme der Aluminium - Konzentration in den Beeren [1]. Eine Vermehrung ist durch Stock - Teilung möglich [2].

 

 

Warnhinweise


 

Bei flüchtigem Hinsehen kann die Wald - Heidelbeere mit der Art Vaccinium uliginosum L. / Moor - Heidelbeere / Rauschbeere / Trunkelbeere verwechselt werden, deren Beeren in größerer Menge genossen rauschartige Zustände hervorrufen können. Ungeübten Wildfrucht - Sammler/inne/n sei daher die Benutzung eines Pflanzenbestimmungsbuches empfohlen.

Die nur wenig über dem Boden reifenden Früchte sind besonders anfällig gegen eine Kontamination mit Krankheitserregern aus tierischen und menschlichen Ausscheidungen [8]. Damit muss auch bei kommerziell angebotener, frischer und tiefgekühlter, vielleicht auch getrockneter Ware gerechnet werden. Solche Beeren sollten daher vor dem Verzehr zumindestens gründlich gewaschen werden. Wirksamer zur Senkung eines Infektionsrisikos ist Aufkochen der Früchte, wobei aber möglicherweise pharmakologisch wirksame Inhaltsstoffe zerstört werden. Auch der Anbau in eingefriedeten Gärten bietet einen gewissen Schutz, der allerdings durch eine verschmutzte Umgebung und Insekten als Übertrager von Erregern zunichte gemacht werden kann.

Vor einer Sammlung wild wachsender Früchte außerhalb von Naturschutzgebieten sollte bei der zuständigen Forstverwaltung oder der/dem Besitzer/in des Sammelgebietes angefragt werden, ob in letzter Zeit Biozide ausgebracht wurden.

Auf Stickstoff - reichen Böden muss mit erhöhten Aluminium - Gehalten der Beeren gerechnet werden [1]. Aluminium kann dialysierten Personen gefährlich werden und wird als Faktor bei krankhaftem Verlust der Denkfähigkeit (Demenz) im Alter, allerdings kontrovers, diskutiert.

Menschen mit Neigung zu Blutungen sollten Wald - Heidelbeeren nur nach ärztlicher Beratung konsumieren, siehe unten!

Beim Kauf von Früchten besteht Verwechselungsgefahr mit denen der Art Vaccinium corymbosum / Amerikanischen Heidelbeere / Kulturheidelbeere / Gartenheidelbeere, die sich durch größeren Durchmesser, das helle Frucht - Innere und den meist milderen und süßeren Geschmack von den kleineren, innen dunkelblauen und herber schmeckenden Wald - Heidelbeeren unterscheiden und nicht deren medizinische Wirkungen haben.

Zur äußerlichen Wundbehandlung sind gezuckerte Konservenfrüchte ungeeignet, da Zucker in dieser Konzentration das Wachstum gesundheitsschädigender Mikroorganismen begünstigen kann. Schalen und Samen getrockneter Beeren können bei empfindlichen Personen Reizungen des Magen - Darm - Trakts verursachen.

 

 

Inhaltsstoffe


 

Die Inhaltsstoff - Gehalte von Früchten sind allgemein abhängig von den Umwelt - Bedingungen am Wuchsort der Pflanze, dem Witterungsverlauf während der Reife und dem Reife - Stadium; veröffentlichte Werte variieren zudem je nach zur Analyse angewandter Methode und je nach der sie anwendenden Arbeitsgruppe [3][7]. Sie erlauben daher nur einen ungefähren Vergleich zwischen verschiedenen Frucht - Arten.

 

Inhaltsstoffe von Vaccinium myrtillus / Wald - Heidelbeere
Mengen bezogen auf 100 g essbaren Anteil frischer Früchte
 
Substanz/en
 
Bereiche der Werte
 
Protein 0,6 - 0,8 g
Fett   0,6   g
Zucker und Stärke   6,1   g
Ballaststoffe   4,9   g
Resorbierbare organische Säuren   1,4   g
 
Bor 0,03 - 0,07 mg
Calcium 3 - 16 mg
Chlor   5   mg
Eisen 0,4 - 1 mg
Fluor   0,002   mg
Kalium 31 - 99 mg
Kupfer 0,09 - 0,11 mg
Magnesium   2,4   mg
Mangan   0,84   mg
Natrium 0,3 - 2,0 mg
Nickel   0,01   mg
Phosphor   13   mg
Silizium   0,05   mg
Vanadium   0,00016   mg
Zink 0,10 - 0,11 mg
 
Carotinoide 0,013 - 0,047 mg
Vitamin E   2,1   mg
Vitamin B 1 0,02 - 0,03 mg
Vitamin B 2 0,02 - 0,04 mg
Nicotinamid 0,3 - 0,6 mg
Pantothensäure 0,08 - 0,16 mg
Vitamin B 6 0,03 - 0,10 mg
Biotin   0,001   mg
Folsäure   0,006   mg
Vitamin C 10 - 44 mg
 
Purine als Harnsäure   22   mg
Tannine   0,22   g

Weitere Daten sind in den oben angegebenen Quellen zu finden. Aus Gründen der Einheitlichkeit sind sind in obiger Tabelle auch die Anionen bildenden Elemente unter ihrem Element - Namen eingetragen statt wie üblich unter ihrem Anion - Namen, also zum Beispiel Chlor statt Chlorid.

 

 

Medizinische und pharmakologische Wirkungen


 

Haut - und Schleimhaut - Erkrankungen

 

Aufgrund ihres hohen Gehaltes an Gerbstoffen, die zusammenziehend (adstringierend) auf Körper - Gewebe wirken, wird die Frucht äußerlich bei Hautkrankheiten, zum Beispiel schlecht heilenden Geschwüren oder Wundsein am Po bei Säuglingen [3], sowie innerlich gegen Erkrankungen der Mund - und Rachen - Schleimhaut [5][6] eingesetzt. Zur Spülung der Mundhöhle kann eine filtrierte 10 - bis 30 - minütige Abkochung von 3 Esslöffeln getrockneter Beeren in 1/2 Liter Wasser verwendet werden [6].

 

Erkrankungen des Verdauungstrakts

 

Die frische Frucht soll abführend, die getrocknete Durchfall - hemmend wirken [5][6]. Weitere Indikationen sind [3], Verdauungsstörungen, Erbrechen, Entzündungen und Blutungen im Verdauungstrakt, vergrößerte Hämorrhoiden [6][4] und Befall mit Madenwürmern (Enterobiasis, Oxyuriasis) [5]. Zur Behandlung kann mehrmals täglich 1 Esslöffel getrockneter Beeren unter Kauen verspeist werden. Für empfindliche Personen wie Kleinkinder ist eine 3 Minuten gekochte Aufschlämmung zerkleinerter Trockenbeeren in Wasser oder Tee die verträglichere Alternative. Die Konzentration der Abkochung wird dabei von anfangs 5 allmählich auf 20 % Beeren gesteigert. Als Dosis dieser Zubereitung werden 15 bis 20 g pro kg Körpergewicht pro Tag empfohlen. Die Kur sollte von Einnahme - freien Tagen unterbrochen werden. Ein Zusatz von 15 % Reismehl wirkt bindend bei zu wässrigem Stuhl [6]. Die Beeren sollen auch eine vorbeugende Wirkung gegen Magengeschwüre haben [10].

 

Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)

 

In der Volksmedizin gelten die Früchte als hilfreich bei Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) [4].

 

Thrombosen

 

Die in den Früchten enthaltenen Anthocyanoside hemmen im Reagenzgefäß - Versuch (in vitro) und im Körper (in vivo) die Zusammenballung (Aggregation) von Blutplättchen (Thrombozyten) des menschlichen Blutes; dieser Effekt wird durch Vitamin C verstärkt [3]. Dadurch wird die Gerinnungsneigung des Blutes herabgesetzt, was zur Vorbeugung gegen Thrombosen genutzt werden kann. Zur gegenteiligen Wirkung des Saftes aus den Beeren siehe bei "Blutungen".

 

Blutungen

 

Äußerlich wirkt ein Extrakt aus Wald - Heidelbeeren blutstillend bei Verletzungen [10]. Eingenommen verkürzt der Saft von Wald - Heidelbeeren stark die Blutgerinnung - Zeit [14]. Zur gegenteiligen Wirkung der Anthocyanoside aus den Beeren siehe bei "Thrombosen".

 

Wirkungen auf die Augen

 

In einer Studie zeigten nach mehrwöchiger Einnahme von 160 mg Extrakt aus Wald - Heidelbeeren 2 mal täglich 79 % der Personen mit Diabetes - bedingtem Netzhaut - Schaden (diabetischer Retinopathie) und 86 % derer mit abnormem Gefäßdarstellung - (angiographischem) Befund mäßige bis starke Zustandsbesserung; in der Placebo - Vergleichsgruppe gab es keine Besserungen [9].

Nachdem Piloten über eine verbesserte Nachtsicht durch Verzehr von Wald - Heidelbeere - Konfitüre berichtet hatten, wurden die Wirkungen der Früchte auf die Augen genauer untersucht [10]: Anthocyanine, die blauen Farbstoffe aus der Gruppe der Flavonoide in den Beeren, regen die Produktion von am Energie - Stoffwechsel in der Netzhaut beteiligten Enzymen an und beschleunigen die Anpassung der Augen an wechselnde Helligkeit (Adaption). Die Früchte steigern auch den Blut - Fluss in der Netzhaut, indem sie die Flexibilität von Zellmembranen erhöhen. Dadurch werden die feinsten Blutgefäße (Kapillaren) dehnbarer und die Roten Blutkörperchen (Erythrozyten) verformbarer beim Durchlaufen der Kapillaren. Auch die Neigung der Kapillaren zu Bruch und Leckage wird so verringert.

Linsentrübung (Grauer Star, Katarakt) soll ebenfalls durch Wald - Heidelbeeren kombiniert mit Vitamin E therapierbar sein.

Da die Flavonoide den Augeninnendruck senken, könnten sie vielleicht auch bei Grünem Star (Glaukom) helfen.

Die gefundene Wirkung gegen Kurzsichtigkeit (Myopie) bedarf weiterer Abklärung; sie könnte durch verbesserte Energie - Versorgung der Augen - Muskeln bedingt sein.

 

Venen - Erkrankungen

 

Bei Personen mit Krampfadern (Varizen) haben Extrakte aus Wald - Heidelbeeren Krämpfe, Schwellungen von Wade und Knöchel und Taubheit infolge von Durchblutungsstörungen verringert; auch Brenngefühl und Schmerzen durch Hämorrhoiden sind damit therapierbar [10].

 

 

Quellen und Anmerkungen


 

1. Nilsson, N. / Lindahl, O.: The effect of nitrogen fertilization on forest blueberries. In: Nutrition and Health 1986; 4 (3): 151 - 153.
2. Stoll, K. / Gremminger, U.: Besondere Obstarten. Verlag Eugen Ulmer: Stuttgart 1986.
3. Moeck, S.: Vaccinium. In: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis, Band 6: Drogen P - Z. Hänsel, R. / und Andere (Hg.) Springer-Verlag: Berlin ... 1994 (5. Auflage): 1051 - 1067.
4. Guitteny, Marc: Kräuter und Pflanzen aus der Provence. Verlag Marc Guitteny: Nice 1982: 21.
5. Hoppe, H. A.: Drogenkunde, Band 1, Angiospermen. Walter de Gruyter Verlag: Berlin 1975 (8. Auflage): 1108.
6. Weiss, R. F. / Fintelmann, V.: Lehrbuch der Phytotherapie. Hippokrates Verlag: Stuttgart 1977.
7. Food Composition and Nutrition Tables. Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie (Ed.) medpharm Scientific Publishers: Stuttgart 1994 (5. Auflage).
8. Zum Beispiel Fuchsbandwurm und anderen Parasiten, Tollwut -, Hepatitis - und Hanta - Viren.
9. Perossini, M., und Andere: Diabetic and hypertensive retinopathy therapy with Vaccinium myrtillus anthocyanosides (Tegens): double blind placebo - controlled clinical trial. In: Annali di Ottalmologia e Clinica Oculistica 1987; 113 (12): 1173 - 1190.
10. McCaleb, R.: Bilberry: Herbal antioxidant ripe for the picking. In: Better Nutrition for Today,s Living Nov. 1994; 56 (11): 56.
11. Blaubeere. [Artikel in: WIKIPEDIA Die freie Enzyklopädie] Veröffentlicht im Internet:
http://de.wikipedia.org/wiki/Blaubeere
12. Photo: Marek Silarski. Freigegeben über die Site:
http://de.wikipedia.org/wiki/Blaubeere
13. Bezugsquellen:
14. Glatzel, H.: Ernährungskrankheiten. In: Handbuch der Inneren Medizin, 6. Band, 2. Teil: Krankheiten aus äußeren physikalischen Ursachen. Ernährungskrankheiten. Vitamine und Vitaminkrankheiten. Bergmann, G. von et al. (Hg.). Springer - Verlag: Berlin ... 1954 (4. Aufl.): 542 - 549.

 

 

 

Zuletzt aktualisiert am 30.04.2009
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